Verändert Google mit Project Fi den Mobilfunkmarkt?

Google wird mit Project Fi zum Mobilfunkanbieter und könnte damit den Markt ordentlich aufrütteln – das Ende von Roaming ist nah.

Google Project Fi

Google wird zum Mobilfunkanbieter. Was bereits seit einigen Wochen immer wieder als Gerücht die Runde machte, ist nun offiziell. Mit Project Fi erschließt sich Google ein weiteres Feld, das man mit neuen Ideen und entsprechender Finanzkraft aufrütteln will: den Mobilfunkbereich.

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Google kooperiert mit Sprint und T-Mobile

Die Idee hinter Project Fi ist so einfach wie genial. Nutzer zahlen 20 US-Dollar im Monat und erhalten dafür Zugang zu Googles neuem Fi-Netz. Dies besteht aus mehr als einer Million WLAN-Hotspots, über die man surfen und telefonieren kann. Für 10 US-Dollar pro Gigabyte (bis zu 3 Gigabyte sind möglich) bekommt man Zugang zu den LTE-Netzen von den beiden großen US-Mobilfunkanbietern Sprint und T-Mobile. Damit ist es möglich, dass Nutzer ständig zwischen WLAN und LTE-Verbindung automatisch hin und her wechseln, um somit immer das schnellste Netz zur Verfügung zu haben.

Die Kosten scheinen zwar nicht sehr günstig, allerdings ist es in den USA durchaus üblich ist, dass Kunden monatlich 60 US-Dollar aufwärts für ihre Mobilfunkverträge zahlen. Für die USA ist das also tatsächlich eine attraktive Preisgestaltung, in Europa müsste sie noch überarbeitet werden – vorausgesetzt der Dienst schafft es jemals über den Atlantik.

Zwei weitere Details, die Googles Project Fi von der Konkurrenz unterscheiden, sind zum einen, dass das nicht verbrauchte Datenvolume gutgeschrieben wird und zum anderen die Möglichkeit, den Dienst in vollem Umfang auch im Ausland zu nutzen, ohne dass dafür Roaming-Gebühren anfallen.

Zukunft des Projekts ist ungewiss

In der Theorie ist Project Fi eine sehr spannende Konkurrenz zu den üblichen Mobilfunkangeboten, aber In der Praxis gibt es einige Punkte, die anzweifeln lassen, ob Google tatsächlich etwas in der Mobilfunkbranche und vor allem bei den Tarifen bewegen kann.

Die wohl größten Limitierungen sind die territoriale Begrenzung auf die USA und die limitierte Nutzbarkeit auf bisher nur ein kompatibles Gerät. Dass Google den Dienst zunächst nur in den USA startet ist aus europäischer Sicht zwar schade, aber letztlich auch nachvollziehbar, denn solch ein Dienst benötigt viel Planung. Es müssen Deals mit Mobilfunkbetreibern geschlossen werden, damit eine flächendeckende Nutzung möglich ist.

Ob dies allerdings derzeit der Fall ist, darf angezweifelt werden, denn die angegebenen eine Million WLAN-Hotspots, die von Google als schnell und verlässlich genug eingestuft werden, verteilen sich auf über 120 Länder, in denen der Dienst genutzt werden kann. Und selbst wenn diese Zahl nur in den USA verteilt wäre, ist dies in einem derart großen Land nicht gerade eine hohe Hotspot-Dichte. Zum Vergleich, die Deutsche Telekom alleinhat rund 300.000 Hotspots in Deutschland. Und dann ist der Dienst am Anfang nur mit dem Nexus 6 nutzbar. Andere Geräte sollen zwar folgen, doch zunächst wird der mögliche Nutzerkreis bewusst sehr klein gehalten.

„Roaming hat keine Zukunft“

Ich persönlich bin skeptisch, dass Project Fi sich durchsetzt. Nicht etwa, weil ich den Dienst nicht gut fände, sondern eher weil die Limitierungen zu groß sind, und die Nutzerschar am Anfang zu klein sein wird, um tatsächlich Auswirkungen auf die Branche zu haben.

Wenn Google es gelingen sollte, den Dienst schnell auszubauen und die Nutzerzahlen gehörig steigen zu lassen, ist immer noch unklar, wie die die beiden Mobilfunkpartner Sprint und T-Mobile reagieren, denn schließlich nimmt Google ihnen ja potenzielle Kunden und Einnahmequellen weg. Egal wie es ausgeht, EU-Digitalkommissar Günther Oettinger ist sich sicher, „Roaming hat keine Zukunft„.


Teaser & Image „Project Fi“ by Google


ist Wahl-Berliner mit Leib und Seele und arbeitet von dort aus seit 2010 als Tech-Redakteur. Anfangs noch vollkommen Googles Android OS verfallen, geht der Quereinsteiger und notorische Autodidakt immer stärker den Fragen nach, was wir mit den schicken Mobile-Geräten warum anstellen und wie sicher unsere Daten eigentlich sind. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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