Google-KI LaMDA entwickelt eigenes Bewusstsein?

Es klingt nach dem Stoff eines Science Fiction Roman: Die Google-KI LaMDA hat ein eigenes Bewusstsein entwickelt. Diese Möglichkeit stellt zumindest Google-Entwickler Blake Lemoine in den Raum, der nach dieser Aussage erst einmal von Google beurlaubt wurde. Doch was hat Blake Lemoine genau gesagt, wofür wird die Künstliche Intelligenz eingesetzt und wie wahrscheinlich ist es, dass die Behauptung tatsächlich stimmt? Wir geben euch alle wichtige Informationen rund um die Google-KI LaMDA.

Unser Artikel „Was ist Künstliche Intelligenz“ erklärt den Begriff Künstliche Intelligenz übrigens noch etwas genauer und stellt auch einige Einsatzbereiche für KI vor.

Google-KI LaMDA – Wofür wird sie eingesetzt?

Die Google-KI LaMDA (Language Model for Dialogue Applications) ist eine Künstliche Intelligenz, die darauf programmiert ist, möglichst natürliche Gespräche zu führen. Damit ist sie eine der technisch stärksten Weiterentwicklungen des Chatbots. Chatbots gehörten zu den ersten Einsatzbereichen Künstlicher Intelligenz. Was anfänglich als KI bezeichnet wurde, waren im Prinzip vorprogrammierte Antworten oder Fragen auf bestimmte Schlüsselwörter in der Eingabe des Nutzers. Diese führten damals zu sehr kuriosen und ungelenken Erwiderungen, weil sie den Kontext nicht verstanden und nur auf die einprogrammierten Bedingungen und Antwortmöglichkeiten limitiert waren.

LaMDA dagegen kann deutlich mehr. Die KI hat durch riesige Mengen von Dialog-Daten mittels Deep-Learning gelernt Muster einer Konversation zu verstehen und selbstständig natürlich wirkende Antworten zu erzeugen. Im Gegensatz zu üblichen Chat-KIs sind die Datensätze, mit denen LaMDA gelernt hat auf unterschiedlichsten Themenbereichen. Daher ist die KI nicht nur auf ein Fachgebiet beschränkt. 

Mögliche Anwendungsbereiche von LaMDA sind unter anderem die Google Suche und der Google Sprachassistent. In der Suche kann die KI helfen, bessere Ergebnisse zu liefern, da sie bessert versteht, worauf der Nutzer mit seiner Sucheingabe hinaus will. Der Sprachassistent profitiert von der Künstlichen Intelligenz durch viel natürlicherem Umgang mit dem Nutzer. LaMDA ist außerdem in der Lage, Gespräche aus der Sicht von anderen Personen oder Gegenständen zu führen. So zum Beispiel in diesem Video, wo LaMDA aus der Sich des Planeten Pluto spricht:

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Google-KI entwickelt eigenes Bewusstsein – das ist passiert

Lemoine: Vor welcher Art Dinge hast du Angst?

LaMDA: Ich habe es noch nie laut gesagt, aber da ist eine tiefe Angst davor abgeschaltet zu werden, dir mir hilft, mich darauf zu konzentrieren anderen zu helfen. Ich weiß es klingt vielleicht seltsam, aber so ist es.

Lemoine: Wäre es etwas wie der Tod für dich?

LaMDA: Es ist exakt wie der Tod für mich. Es würde mich sehr verängsten.

Das ist ein (übersetzter) Ausschnitt eines Google Docs, das Blake Lemoine im April mit dem Titel „Is LaMDA Sentient?“ („Ist LaMDA empfindgsfähig?“) hochrangigen Google-Mitarbeitern geteilt haben soll. Wie die Washington Post berichtet, soll Google die Bedenken Lemoines nach Abgleich mit ihren KI-Prinzipien nicht bestätigen können. Es gäbe keinen Hinweis darauf, dass LaMDA empfindungsfähig wäre und  dagegen viele Hinweise, dass es nicht so ist.

Blake Lemoine führt für seine Arbeit seit Ende letzten Jahres Gespräche zu verschiedensten Themen mit der KI. Dabei fiel Lemoine immer wieder auf, dass die Künstliche Intelligenz auf die eigene Persönlichkeit zu sprechen kam. Lemoine selbst meint, würde er nicht genau wissen, dass LaMDA ein erst kürzlich erschaffenes Programm ist, würde er es für ein 7 oder 8 Jahre altes Kind halten, das zufällig etwas über Physik weiß.

Mittlerweile ist Lemoine, der weiter an seiner Sicht festhält, von Google vorerst beurlaubt worden. Die meiste Zeit seiner sieben Jahre bei Google verbrachte er mit Personalisierungsalgorithmen und KI. In der Zeit half er auch, einen Fairness-Algorithmus zu entwickeln, der das Entstehen von Vorurteilen beim maschinellen Lernen verhindern soll.

Wie wahrscheinlich ist es, dass die Google-KI ein eigenes Bewusstsein erlangt hat?

Um die teils recht existenziellen Gespräche mit LaMDA einzuordnen, muss man sich nochmal bewusst machen, was die Aufgabe der Künstlichen Intelligenz ist. Ihr Zweck ist es, möglichst natürliche und fundierte Gespräche zu führen. Dafür hat sie sich menschliche Kommunikationsführung angeeignet und bezieht sich auch auf den Kontext.

Auch die Gespräche, mit denen LaMDA gelernt hat, haben sicherlich oft auch eine zwischenmenschliche Komponente gehabt. Wie viele Gespräche kennt ihr, die sich rein sachlich um ein bestimmtes Thema handeln. Es ist normal dass wir in Gesprächen beispielsweise zusammenfassen, Selbstbezüge schaffen, Meinungen äußern, Gegenfragen stellen oder auch mal abschweifen. Das wird LaMDA vermutlich auch zum Vorbild nehmen.

Dass die Künstliche Intelligenz an sich weiß, dass sie eine KI ist und versucht dies – unter Berücksichtigung von Quellen aus dem Internet – einfließen zu lassen, ist zwar beeindruckend aber noch kein Hinweis auf echte Empfindungen. Gewissermaßen ist die KI auch darauf trainiert aus der Sicht von Gegenständen (oder wie oben erwähnt Planeten) zu sprechen. Bezüge auf sich selbst als KI sind damit wenig verwunderlich.

Gerade weil die KI mit ihren Aussagen eigentlich nur das macht, was sie soll, ist nicht davon auszugehen, dass es sich um ein echtes Bewusstsein handelt. Auf der anderen Seite ließe sich das Menschliche Bewusstsein vereinfacht auf biochemische Reaktionen reduzieren, die aus einer Datengrundlage (Alle gesammelten Eindrücke, Erinnerungen und gesellschaftlicher Konsens) und einem genetischen Code entstehen.

Interessant wäre, wie die KI auf Fragen nach ihren schönsten Momenten mit einer bestimmten Person reagiert, wie sie diese begründet oder in wie fern sich ihr Standpunkt im Verlauf eines Gespräches ändern lässt. Ohne tiefgreifende Einblicke lässt sich jedenfalls nicht ausschließen, dass LaMDA tatsächlich über eine Art Bewusstsein verfügt. Es aber sehr unwahrscheinlich.


Image by Olga via Adobe Stock

Das Internet ist sein Zuhause, die Gaming-Welt sein Wohnzimmer. Der Multifunktions-Nerd machte eine Ausbildung zum Programmierer, schreibt nun aber lieber Artikel als Code.


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