Frühling im November – Umzug in die Wüstenmetropole Dubai

Kann man bei den Temperaturen eigentlich überleben? Und musst du jetzt ein Kopftuch tragen? Dubai wirft viele Fragen auf, die ich in meiner Kolumne über meine neue Wahlheimat beantworten möchte. Welcome to the #SmartCity!

Dubai Skyline (Quelle: instagram.com/marenberlin/)

Der Hitze trotzen

Winter, strahlend blauer Himmel und 30 Grad. Dubai ist nicht nur gefühlt eine völlig neue Welt – auch lässt es sich in dieser Wüstenmetropole ganz anders leben. Angekommen bin ich hier in den heißen Sommermonaten, vor denen mich die Europäer dringend und die hier lebenden Expats müde lächelnd gewarnt haben.
Die bis zu 50 Grad tagsüber lassen sich aber gut aushalten – Wohngebäude und Geschäftshäuser werden auf angenehme 25 Grad heruntergekühlt und zur Fortbewegung nutzt man Auto, Bus oder Bahn. Den Fehler, die paar Meter laut Google Maps zum nächsten Supermarkt zu Fuss zu laufen, machen Neuankömmlinge in Dubai nur ein Mal. Wer es tatsächlich bis zum Supermarkt durchhält, bestellt sich für den Rückweg ein Taxi oder nimmt öffentliche Verkehrsmittel, die der Hitze geschickt trotzen. Denn sogar die Bushaltestellen werden hier in Dubai klimatisiert!

klimatisierte Bushaltestelle (Quelle: twitter.com/marenberlin/)

Ein Blick in Bus und Bahn lohnt sich, um einen ersten Eindruck von der fremden Stadt zu gewinnen. Hier spielt sich nämlich das Leben ab, während draußen die Sonne die Luft zum Flimmern bringt.

Zwischen Tradition und Moderne

Wie kleine Ufos sehen die Wartehäuschen der Busse aus, die ähnlich wie die Raucherkabinen an Flughäfen mit Schiebetüren die Luft im Innenraum mit der von Draußen trennt. Optisch kommen die Haltestellen den neumodernen Metro-Stationen nahe, die die Fahrgäste der erst 2009 gebauten vollautomatischen, fahrerlose Bahn empfangen.
Zwei Linien halten an Stationen wie „Dubai Internet City“ , „Business Bay“ aber auch „Khalid Bin Al Waleed“. Der bunte Mix aus arabischer Tradition und internationaler Moderne der Stadt ist am Metro-Plan abzulesen – und an den vielen Menschen, die tagtäglich aus den Wagons strömen. Hier sieht man alle Nationen der Welt in ihren unterschiedlichen Gewändern. Hotpants laufen neben indischen Saris, Anzügen neben Latzhosen.

Woman and children only

Der rosa markierte Bereich im Wagon und auch auf den Gleisen ist für Frauen vorgesehen, der gerne von den mehr oder weniger verhüllten Damen genutzt wird. Wer sich als Mann dazugesellt, kassiert 1000 AED Strafe.

#onlyforwomen (Quelle: twitter.com/marenberlin/)

Auch als Europäerin passe ich mich gerne dieser Trennung an, da die Frauen-Wagons meist weniger voll sind und einen vor Blicken derjenigen schützen, die den engen Kontakt mit Frauen nicht gewohnt sind. Und nein, man muss in Dubai keine Kopfbedeckung als Frau tragen. Das war die Frage, die mir mit meinem Umzug in die Wüste am häufigsten gestellt wurde. Interessant, wie sehr unsere heutige Welt vernetzt ist und wie wenig man eigentlich aus dem Alltag anderer Ländern weiß. Es ist wohl an der Zeit, ein wenig Aufklärungsarbeit zu leisten.

Dubai- das moderne Emirat

Dubai ist unter den Vereinigten Arabischen Emiraten das Modernste und konkurriert mit der reicheren „großen Schwester Abu Dhabi“, so wie es Felicia Engelmann in ihrer „Gebrauchsanweisung für Dubai und die Emirate“ passend umschreibt, um globale Aufmerksamkeit. Das zeigt sich an architektonischen Superlativen, der Expo, die 2020 auf dem Plan steht aber auch anhand der Offenheit gegenüber fremden Kulturen, die die Tür zur Welt ein Stückchen weiter öffnet. Diese ist auch unvermeidlich, sind doch von den 9.2 Millionen Einwohnern in Dubai nur 1.4 Millionen arabischer Nationalität. Darum ist es auch kein Muss, Arabisch zu sprechen, um in die Metropole zu ziehen- obwohl es natürlich erstrebenswert ist. Gebrochenes Englisch mit den Akzenten der Welt ist hier die inoffizielle Landessprache.

Hotel Fairmont The Palm (Quelle: instagram.com/marenberlin/)

Doch wird die arabische Kultur nicht untergraben und Respekt vor ihrer Tradition erwartet – was sich wieder in der Kleiderfrage am besten zeigen lässt: an touristischen Orten sind zwar kurze Hosen und Tops weitgehend geduldet, doch schon in kleineren Einkaufszentren wird offiziell darauf hingewiesen, dass Schultern und Knie bei den Damen bedeckt gehalten werden sollen. Selbsterklärend verhält es sich auch so im professionellen Umkreis und auch in den Vororten bzw. lokalen Gegenden, in die sich nur wenige Besucher wagen.

Egal wie man bekleidet ist – ins Schwitzen kommt man sowieso bei den unmenschlichen Temperaturen- sei es in Shorts, dem traditionellen arabischen Gewand Abaya oder der Burka, die sogar das Gesicht verschleiert.

Frühling im November

Wer den Sommer über in der Wüste durchhält, freut sich dann gemeinsam mit allen Einwohnern Dubais über den Einbruch des Winters.
Dann kommt endlich Leben auf die Straßen, da die Temperaturen sinken und damit die von der Natur gewollten Ausgangssperre aufgehoben wird.
Auf einmal zeigt das Thermometer nur noch 28 Grad zur Mittagszeit an. Geradezu kühl erscheinen die Abende, wenn zu den 25 Grad dann auch noch ein kleiner Wind weht. Lachend holen die Expats ihre Strickjacken aus der hintersten Ecke des Kleiderschranks, schicken Selfies mit „oh hier ist es aber kalt“ in die frierende Heimat und gehen in den Malls Winterjacken für den Weihnachtsurlaub shoppen.

Und während sich die Schaufenster so langsam auf die besinnliche Zeit einstellen, Kunstschnee liebevoll neben Plastikweihnachtsmänner drapiert wird, strömen die Massen wieder ins Freie, die Terrassen der Cafés füllen sich und der Kalender kann sich vor Freiluft-Events kaum noch halten.

Endlich ist Frühling im November!


Image (adapted) „Dubai Skyline“ by Fariz Safarulla (CC BY-SA 2.0)


Maren Méheust schrieb schon aus Paris, Dubai und Berlin für die Netzpiloten. Sie wohnt mittlerweile an der französischen Grenze in Kehl und arbeitet als Strategin bei der Digitalagentur TLGG. Maren Méheust ist Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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