Frank-Walter Obama

 Bildnachweis: bunny auf flickr.com Wo ist eigentlich der Kanzler-Kandidat der SPD? Als Wahlkämpfer ist Außenminister und Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier bisher noch nicht dezidiert in Erscheinung getreten. Sicher, es gab eigene Initiativen des Sozialdemokraten: Eine Einladung an Gewerkschaftsvertreter ins Auswärtige Amt, einen Plan für einen europäischen Weg aus der Finanzkrise, einen Appell an die Völker, nun in eine neue Ära der Abrüstung zu treten. Innenpolitisch kann Steinmeier so gut wie keine eigenen Akzente setzen oder sich gegen die Regierungschefin positionieren. Die Profilierung fällt ihm schwer, als zweiter Mann im Kabinett trägt er die Entscheidungen von Kanzlerin Merkel mit. Eine Weiterführung der großen Koalition scheint einigen sowohl in der SPD als auch in der CDU nicht als die schlechteste Option nach der Bundestagswahl im September 2009. Will Frank-Walter Steinmeier die Wahl eigentlich gewinnen oder läuft er sich nur warm für einen wirklichen, ernst gemeinten Versuch nach der nächsten Legislaturperiode? Wer den Kandidaten beobachtet, der konnte bei ihm in den vergangenen Wochen eine starke Anlehnung an Barack Obama erkennen. Schon im vergangenen Sommer, noch bevor er zum Kandidaten seiner Partei ausgerufen wurde, hat er es sich mit Frau Merkel verscherzt, als er sich für den Vorschlag des Senators von Illinois aussprach, am Brandenburger Tor zu sprechen. Nun lässt Steinmeier keine Gelegenheit aus, den neuen Präsidenten der USA als einen Sozialdemokraten zu präsentieren, als einen, der zu seinem, Steinmeiers, Lager gehört. Davon erhofft sich der ansonsten nicht gerade premium-enthusiastische Steinmeier einen gewissen Abstrahlungseffekt. Immerhin gegen die Kanzlerin kann er damit ankommen; Frau Merkel ist der Fragen um das Charisma Obamas mittlerweile müde und reagiert bisweilen gereizt, wenn sie darauf angesprochen wird. Abstrahlungseffekte soll auch der Online-Wahlkampf der Sozialdemokraten bringen. Während das Willy-Brandt-Haus schon mächtig im Internet trommelt, scheint der politische Mitbewerber im Adenauer-Haus noch nicht genau zu wissen, welche Möglichkeiten der Kampagnen- und Politikgestaltung die virale Welt bringt. SPD-Mann Hajo Wasserhövel, von Parteichef Franz Müntefering mit der Wahlkampfkoordinierung beauftragt, lässt keinen Zweifel daran, dass er die Elemente des Onlinewahlkampfes von Barack Obama, die man auch in Deutschland nutzen kann, auch einsetzen wird. Die Gleichung der Sozialdemokraten ist einfach: Das Netz ist sexy und bevölkert von jungen Menschen – viele darunter Erstwähler. Wer sie erreicht, erreicht eine wichtige Wählergruppe. Die SPD hat das Potenzial des Netzes erkannt. Ob sie die Schwächen ihres Kandidaten mit Hilfe ihrer digitalen Truppen wird ausgleichen können? Begeisterungsfähig wie ein Obama ist Frank-Walter Steinmeier nicht. Er will aber mindestens genauso ernsthaft Kanzler werden wie Barack Obama Präsident. Mehr zum Thema auf Cicero:

ist Chefredakteur und Herausgeber des Online-Debattenmagazins The European (www.theeuropean.de). Für die Netzpiloten schreibt Alexander Kolumnen und kritische Beiträge zur Medienlandschaft und natürlich zu aktuellen politischen Ereignissen.


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2 comments

  1. Dieser Beitrag muss schleunigst ein Update erfahren.Seit gestern heißt der Kanzlerkandidat nicht mehr Frank-Walter Steinmeier sondern nur noch Frank Steinmeier!Das klingt laut den SPD Marketing Experten medienwirksamer und könnte bis zu 3% mehr Wählerstimmen bringen.In der heißen Wahlkampfphase wird die nächste Stufe gezündet.Dann soll er nur noch Frank Meier heißen.Bringt noch m,ehr Stimmen, weil … dann erinnert der Name noch mehr an Gerd Schröder.Sollte die CDU nachziehen und Angela Merkel nur noch Angie nennen , will man mit Frankie goes to Kanzleramt kontern.Alternativ arbeitet man an dem Plan ihn Frank N.Stein zu nennen.

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