Flickr Commons: Bilder der alten Zeiten

Dass man bei Flickr gute Fotografien unter einer Creative-Commons-Lizenz finden kann, dürfte mittlerweile so ziemlich jeder wissen. Etwas anders sieht es leider immer noch mit den Commons aus: Obwohl bereits seit einer gefühlten Ewigkeit online, finden sie in der Blogosphäre nicht die Aufmerksamkeit, die ihnen gebühren würde. Grund genug, ein paar besonders feine Sammlungen hervorzuheben.
Doch zunächst einmal zu einer ganz grundsätzlichen Frage: Was sind eigentlich die Flickr Commons? Flickr arbeitet hier mit einer Reihe von Museen und Institutionen zusammen, die Fotografien einstellen, die keinem Urheberrecht mehr unterliegen. Wer sich also für historische Fotografien interessiert, kann bei den Commons eine ganze Reihe von Kleinoden aus renommierten Einrichtungen finden. Gesucht werden können die Werke nicht nur über die Tags, sondern auch über Alben in den Profilen der Museen. Auf der Einstiegsseite werden die Institutionen vorgestellt, und im Flickr-Blog finden sich regelmäßig Hinweise auf einzelne Themengebiete.
Aus der Sammlung des George Eastman House stammen eine Reihe von Daguerreotypien von Southworth und Hawes. Die Daguerreotypie war 1839 als eines der beiden frühen fotografischen Verfahren erfunden worden und arbeitet mit einer Silberplatte als Trägermaterial. Zum Einsatz kam sie vorrangig für Portrait-Aufnahmen als kultisches Andenken an verstorbene oder weit entfernte Menschen. Southworth und Hawes, ein in Boston ansässiges Fotografen-Duo, haben diese Kunst perfektioniert und mit unterschiedlichen Stilmitteln wie Gesichtsausdrücken und Gegenständen den Charakter einer Person zum Ausdruck gebracht.
Eine umfangreiche Sammlung von Aufnahmen aus der amerikanischen Geschichte gibt es bei der Library of Congress. Mit dabei: Aufnahmen aus der Farm Security Administration (FSA). Im Rahmen von Roosevelts New Deal sollte mit diesem Hilfsprogramm den durch die Weltwirtschaftskrise gebeutelten kleinen Farmern geholfen werden. Nebenbei erlaubte man sich eine Gruppe Fotografen, die das Leben der Bevölkerung dokumentieren sollten und entscheidend die Ästhetik beeinflusste, die wir heute als dokumentarisch betrachten.
Einer fürs heutige Gemüt eigenartigen Blüte widmet sich ein Album des National Media Museum: der Spirit Photography. Diese Geisterjäger wollten mit der Kamera die Existenz von Geistern nachweisen und die Verbundenheit der Toten mit ihren lebenden Verwandten zum Ausdruck bringen. Gearbeitet wurde jedoch meist mit ganz ordinären Doppelbelichtungen und anderen Tricks in der Dunkelkammer.
Bei Interesse nach einer Fortsetzung des Post: ihr wisst ja, just drop me a line. Und wenn Sammlungen fehlen sollten, die euch gefallen: ab in die Kommentare damit.

ist Medienwissenschaftler und beobachtet als Autor („Grundkurs Gutes Webdesign“) und Berater den digitalen Wandel. Seine Themenschwerpunkte sind User Experience, anwenderfreundliches Design und digitale Strategien. Er schreibt regelmäßig für Fachmedien wie das t3n Magazin, die Netzpiloten oder Screenguide. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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