Kinder und Smartphones

Katrin Viertel von medienlotse.com beantwortet Fragen rund ums Thema Erziehung und digitale Medien. Heute geht es ums Thema Handy für Kinder: Ein Smartphone für Kinder – worauf sollten Eltern achten?

Meine Tochter ist zwölf Jahre alt und bewegt sich inzwischen recht selbstständig in der Stadt. Nun haben wir ihr ein Handy gekauft, damit sie uns im Notfall anrufen kann. Wie können wir verhindern, dass sie damit Blödsinn macht, zum Beispiel Fotos hochladen, oder dass sie Zugriff auf ungeeignete Inhalte bekommt?

Die einfachste Lösung wäre sicher diese gewesen: Ein Handy kaufen, das über all die Funktionen, die Ihnen Sorgen bereiten, gar nicht erst verfügt: Kein Internetzugang, kein Bluetooth, keine Kamera – keine Probleme.

Nun haben sie aber bereits ein Gerät. Und wahrscheinlich haben sie ein schickes Smartphone ausgesucht, das ihrer Tochter nicht „total peinlich“ ist und das über all die „problematischen“ Funktionen verfügt. Tatsächlich nutzen Kinder das Handy nur nachgeordnet zum Telefonieren. Lieber SMSen sie damit, spielen und machen Bilder (wie Kinder die verschiedenen Handy-Funktionen nutzen: Bitte hier klicken). Ganz pragmatisch können Sie natürlich auch ein Smartphone „zurückschneiden“, indem Sie bei Ihrem Netzanbieter für die Nummer des Kindes den Internetzugang sperren lassen. In vielen Geräten lässt sich auch direkt ein Jugendschutzfilter einrichten, Funktionen und Apps können gesperrt werden. Auf diese Weise hat ihr Kind auch unterwegs keinen Zugriff auf ungeeignete Inhalte. Für eine Zwölfjährige ist das eine akzeptable Übergangslösung, bis sie zu Hause unter Anleitung geübt hat, den Fallen des Internet zu begegnen. Auch Bluetooth können Sie ausschalten und so das Tauschen von Bildern und Musik komplett unterbinden. So haben Sie technisch dafür gesorgt, dass Ihre Tochter nicht von unerwünschten Kontakten belästigt wird und dass sie selbst möglichst wenig anstellen kann.

Doch wie immer sind die technischen Möglichkeiten, die eine oder andere Funktion zu sperren, nur ein Notbehelf, Krücken in der Medienerziehung. Denn Kinder und Jugendliche finden früher oder später Wege, die Technik auszutricksen oder den Sperren auszuweichen. Und was für eine Zwölfjährige noch ein gangbarer Kompromiss sein kann, ist für eine 14-Jährige sicher nicht mehr der richtige Weg.

Wichtiger als jede Sperre ist, dass Sie mit Ihrer Tochter die problematischen Aspekte besprechen, den befürchteten „Blödsinn“ eben. Besser, Sie zeigen ihr, wo sie an ihrem Handy Bluetooth selbst ein- und ausschalten kann und erklären, warum es wichtig ist, das Gerät „unsichtbar“ zu machen und die Funktion standardmäßig ausgeschaltet zu haben – Tipps und Erklärungen dazu speziell für Jugendliche finden Sie hier ).

Auch was die Bilder angeht, scheint ein Aspekt besonders wichtig: Klären Sie zuerst mit Ihrem Kind, dass das Veröffentlichen und Tauschen von Fotos anderer ohne deren ausdrückliche Zustimmung – bzw. bei Minderjährigen sogar die Zustimmung der Erziehungsberechtigten – grundsätzlich nicht erlaubt ist. Vielleicht suchen Sie mal mit Ihrer Tochter nach Party-Pics im Netz und überlegen, ob es den Abgebildeten wohl recht ist, so in aller Öffentlichkeit zu sehen zu sein und wie diese das in einigen Jahren wohl beurteilen mögen. Das könnte dann auch das Bewusstsein Ihrer Tochter dafür schärfen, wem sie künftig gestattet, sie zu fotografieren. Sie wird vorsichtiger sein beim Veröffentlichen und Weitergeben von Fotos, auf denen sie selbst zu sehen ist, wenn sie erst verstanden hat: Alles kann von jedem im Internet wiedergefunden werden, immer und immer wieder. Nur was nicht drin ist, bleibt privat.

Und, wie immer: Drüber reden hilft!

ist promovierte Kommunikationswissenschaftlerin, arbeitete viele Jahre als Journalistin für gedruckte und Online-Medien sowie für das Fernsehen, hauptsächlich zu Medienthemen, bis sie ihre neue Berufung fand. Seitdem berät und informiert sie als Medienlotse.com (http://www.medienlotse.com) Eltern, die sich fragen: Was machen unsere Kinder mit digitalen Medien? Und wie sollen wir damit umgehen?


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