Die Mediathekenumschau vom 7. Juli

Es ist so eine Sache mit den Mediatheken: Für viele Digital Natives sind sie schon Fernsehersatz – alles ist überall abrufbar. Doch nur auf Zeit: Gerade die öffentlich-rechtlichen Programme sind oft nach einer Woche wieder offline. Verlängertes Fernsehen statt digitales Archiv. Bevor sie verschwinden, fischen wir die besten Perlen aus der TV-Flut.

Drogen: Amerikas längster Krieg

arte +++ Sendung vom 2. Juli: Es ist der persönliche Ansatz, der diese Dokumentation so einzigartig macht. Die Dimensionen des weltweiten „War on Drugs“, den alle Regierungen weltweit gemeinsam führen, sind unfassbar. Kartelle werden mit militärischen Angriffen überzogen und Grenzen zu Festungen ausgebaut. Am Ende der Wertschöpfungskette stehen kleine Fische, die zu Kriminellen gemacht werden und die Gefängnisse verstopfen und User, die mit ihrem Geld die großen aufrüsten. Der Filmemacher Eugene Jarecki zeigt die Opfer dieses Krieges. Seine Reise durch ein von Gewalt und Rassismus geprägtes Amerika erschüttert und informiert zugleich. Durch seine offene Art, Fragen zu stellen, die nicht zu beantworten sind, zeigt er das tödliche Netz aus Aktion und Reaktion und stellt gut verständlich Zusammenhänge her, die an der offiziellen Politik kein gutes Haar lassen. Mit seinem Film hat Jarecki den Jury-Preis des Sundance-Filmfestivals gewonnen. Unbedingt ansehen!

Abschiebung im Schnellverfahren: Justiz gnadenlos

ARD, Report Mainz +++ Sendung vom 2. Juli: Auf einmal ist das Thema wieder auf der Tagesordnung. Edward Snowdon ist ein klassischer politischer Flüchtling, seine Asylanträge werden heiß diskutiert. Doch wie gehen wir mit Flüchtlingen um, die nicht im Fokus der Öffentlichkeit stehen? Während sich zu Snowdens Antrag die Bundesregierung erklären muss, urteilt eine Richterin in Eisenhüttenstadt Asylbewerber reihenweise ab. Im 15-Minuten-Takt wird das Schicksal der “Asyltouristen” (O-Ton aus den Urteilen) besiegelt. 

Bauerfeind 28:30: Tim Bendzko

Katrin Bauernfeind ist sympathisch. Trifft sie auf einen sympathischen jungen Mann wie Tim Bendzko kann es anstrengend werden. In der überraschend hübschen Kulisse der leeren Berliner Waldbühne verhindert der Shootingstar des Deutschpop durch seine offene und reflektierte Art das Abdriften ins Seichte. Man hört den beiden einfach gerne zu. 

wanderte schon früh zwischen den Welten, on- und offline. Der studierte Kulturarbeiter arbeitete in der Redaktion eines schwulen Nachrichtenmagazins im Kabelfernsehen, produzierte Netzvideos und stellte eine Weile Produktionen im Cabaret-Theater Bar jeder Vernunft auf die Beine, bevor er als waschechter Berliner nach Wiesbaden zog, um dort am Staatstheater Erfahrungen im Kulturmarketing zu sammeln. Er baute später die Social-Media-Kanäle der Bayreuther Festspiele mit auf und schoss dabei das erste Instagram-Bild und verfasste den ersten Tweet des damals in der Online-Welt noch fremden Festivals. Seitdem arbeitete er als Online-Referent des Deutschen Bühnenvereins und in anderen Projekten an der Verbindung von Kultur und Netz. 


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3 comments

  1. Der Fehler wurde im Text korrigiert.
    Bei solch nahe liegenden Fällen ist die Wikipedia eine tolle Quelle, wenn man über ihre Beschränkungen weiß. So ein Fehler würde da keine 20 Minuten stehen!

    Also vielen Dank für den Hinweis!

  2. Die Serie zeigt stark überspitzt das Zusammenleben einer deutschen Familie in einer Reihenhaussiedlung im Ruhrgebiet während der 1970er-Jahre: So behandelt sie neben üblichen Alltagsthemen vor allem das Zusammentreffen der extrem kleinbürgerlich-konservativen Einstellung der Eltern mit den idealistischen Ansätzen der 68er-Bewegung , für die Tochter und Schwiegersohn stehen.

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