Die Mediathekenumschau vom 11. August

Es ist so eine Sache mit den Mediatheken: Für viele Digital Natives sind sie schon Fernsehersatz – alles ist überall abrufbar. Doch nur auf Zeit: Gerade die öffentlich-rechtlichen Programme sind oft nach einer Woche wieder offline. Verlängertes Fernsehen statt digitales Archiv. Bevor sie verschwinden, fischen wir die besten Perlen aus der TV-Flut.

WAR WAS? Der unverstandene Skandal

NDR Zapp +++ Sendung vom 7. August: Sascha Lobo war irritiert über sein Umfeld, in dem sich niemand so richtig aufzuregen schien über die Machenschaften von NSA und Bundesregierung (in seiner Kolumne bei SPON). Tatsächlich wirkt die mediale Aufarbeitung des Meta-Skandals verwunderlich. Die Schlagzeilen sind da, zu überraschen scheinen sie niemanden – Empörung sieht anders aus. Das Medienmagazin Zapp meldet sich mit einer Analyse der Debatte. Besonders Sehenswert: das halbstündige Interview mit Sebastian Mondial, der als Daten-Journalist erklärt, was an diesem Skandal so anders ist.

INTERVIEW: Hamed Abdel-Samad – Deutsch-ägyptischer Publizist

3Sat Vis-a-vis +++ Sendung vom 5. August: Hamed Abdel-Samad ist inzwischen bekannt im deutsch-islamischen Diskurs. Er ist ein gefragter Gesprächspartner, wenn es um eine moderne Kritik am Islam geht. Die Bekanntheit schützt ihn wohl auch gegen die Folgen der Fatwa, erst im Juni hatten Geistliche nach einem Vortrag Abdel-Samads in Kairo öffentlich zum Mord aufgerufen. Über die Schlagzeilen kommt man dem ein wenig abgehoben wirkenden Publizisten aber nicht näher. In der Interviewsendung Vis-à-vis stellt er sich einem ausgiebigen Gespräch mit dem Journalisten Frank A. Meyer. Dessen Interviewformat lehnt sich merklich an Günther Gaus’ legendäre “Zur Person”-Reihe an. Mit Stéphane Hessel und Gerhart Baum werden bevorzugt “herausragende Figuren der Zeitgeschichte” eingeladen. An das Vorbild reicht das durch seine 80er-Aufmachung eher altbacken als zeitlos wirkende Format nicht ran.

VENEDIG VOR DER TÜR: Ein Streifzug auf Havel und Spree

RBB: Unweigerlich rückt das Ende des Sommers näher. Um nicht wehleidig zu werden, sollten jetzt noch Pläne gemacht werden. Diese beschaulich-skurrile Reportage über die Wasserlandschaften in und um Berlin gibt Anreize. Entweder für einen Ausflug ins urige Klein-Venedig (das heißt wirklich so) oder auf eine Spandauer Künstlerinsel mit kumpelhaften Metallverarbeitern und Fliesenkünstlern – oder bei Regen für einen gemütlichen Couch-Nachmittag ohne Mücken.

UNVERZICHTBAR: KRÖMER Late Night Show

ARD +++ Sendung vom 10. August: Da ist er wieder, mit dem üblichen Medienbrimborium im Vorfeld steuert Kurt Krömer seinem nächsten Grimme-Preis entgegen. Und verdient: Egal wie weit der piefige RBB (siehe oben) die Sendungen des quirligen Komikers noch aufbläst (aus dem Berliner Ensemble!), sie wirken immer wie maßgeschneidert. In jedem Fall sehenswert: Wie die charmante Mary Roos gekonnt Paroli bietet und Matthias Matussek grandios am Gastgeber scheitert. Wo der Recht hat, hat er Recht.

wanderte schon früh zwischen den Welten, on- und offline. Der studierte Kulturarbeiter arbeitete in der Redaktion eines schwulen Nachrichtenmagazins im Kabelfernsehen, produzierte Netzvideos und stellte eine Weile Produktionen im Cabaret-Theater Bar jeder Vernunft auf die Beine, bevor er als waschechter Berliner nach Wiesbaden zog, um dort am Staatstheater Erfahrungen im Kulturmarketing zu sammeln. Er baute später die Social-Media-Kanäle der Bayreuther Festspiele mit auf und schoss dabei das erste Instagram-Bild und verfasste den ersten Tweet des damals in der Online-Welt noch fremden Festivals. Seitdem arbeitete er als Online-Referent des Deutschen Bühnenvereins und in anderen Projekten an der Verbindung von Kultur und Netz. 


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