Die Entwicklung der Digitalen Wirtschaft

Was muss für die Digitale Wirtschaft hierzulande getan werden? Auf Spurensuche an der Westküste der USA. Auf Organisation der AmCham machte sich vor kurzem eine Delegation von Mitgliedern des Wirtschaftsausschusses und des Ausschusses Digitale Agenda auf den Weg in die Vereinigten Staaten. Bei Besuchen in Seattle und San Francisco standen dabei vor allem zwei Themen im Mittelpunkt: Die Entwicklung der Digitalen Wirtschaft und natürlich die Datendebatte nach NSA und Edward Snowden.

Die Stationen der Delegationsreise bildeten große Internetunternehmen, die auch in Deutschland sehr aktiv sind sowie einige Start-ups und der German Silicon Valley Accelerator. Konkret standen auf der Besuchsliste Microsoft, HP, IBM, SAP, Facebook, eBay und smaato. Beim Accelerator sind wir mit verschiedenen deutschen Start-ups zusammengekommen, die derzeit in den USA Kontakte knüpfen und durch gezieltes Coaching weiter an ihren Geschäftsmodellen arbeiten. Die Reise diente insgesamt der Information, wurde von uns aber auch gezielt genutzt um die deutsche Debatte in den USA zu reflektieren.

In jedem Gespräch wurde deutlich wie stark die NSA-Debatte derzeit zwischen Deutschland und den USA steht. Positiv war, dass auch die amerikanischen Unternehmen in den Gesprächen einen Abbau der Überwachung und verbindliche Regelungen zwischen den Staaten einforderten. Zwar gab es unterschiedliche Akzentsetzungen, wirksamer Datenschutz hat insgesamt aber an Bedeutung gewonnen und wurde in den meisten Gesprächen, die wir in den Unternehmen führten, sogar als Vorteil im Wettbewerb gesehen. Die Forderung, in Europa ein einheitliches Datenschutzrecht zu schaffen, wurde überall gleichermaßen in den Gesprächen vorgetragen.

Trends der Digitalen Entwicklung wie Cloud Computing, Mobile Entwicklung oder Payment-Systeme tauchten bei den meisten Unternehmen in der Zukunftsbeschreibung auf. Gerade die Entwicklung von mobilen Anwendungen steht angesichts der wachsenden Smartphone und Tabletdichte im Fokus. Auch hier standen die Daten und ihre Verarbeitung unter dem Schlagwort Big Data im Mittelpunkt. Die Suche nach neuen Geschäftsmodellen prägt dabei die Debatte in den USA. In Deutschland brauchen wir dringend eine weniger emotional geführte Debatte über die Chancen und Grenzen der Datenverarbeitung. Wir sollten diese Debatte zwingend führen bevor die Trends der Digitalisierung auch hier zu Lande Fakten schaffen.

Bei einer Panel Diskussion im deutschen Generalkonsulat San Francisco, die unter der Überschrift „Germany’s Digital Agenda – Lessons from Silicon Valley“ stattfand, haben wir im Austausch mit Deutschen, die im Valley arbeiten, über die beste Entwicklung für Deutschland diskutiert. Es herrschte Einigkeit dass gerade in der Verbindung von Industrie, Mittelstand und IT-Wirtschaft unter dem Schlagwort „Industrie 4.0“ für Deutschland eine große Chance liegt. Politik muss hierfür die richtigen Weichen stellen: Start-Up-Förderung durch Kapital, Köpfe und einen Kulturwandel sind dabei ebenso wichtig wie die Bereitschaft der klassischen Industrie und des Mittelstandes sich den Veränderungen eines digitalen Umbruchs zu stellen.


Image (adapted) „Silicon Valley Financial Center“ by Christian Rondeau (CC BY 2.0)


ist Sprecher der SPD im Ausschuss Digitale Agenda. Seit 2009 gehört er dem Deutschen Bundestag an und war in der 17. Legislaturperiode Obmann der SPD in der Enquete-Kommission Internet und Digitale Gesellschaft, die sich über zwei Jahre mit politischen Grundsatzfragen zur Digitalisierung beschäftigt hat.


Artikel per E-Mail verschicken
Schlagwörter: , , , , , ,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert