Böse Überraschung: Abzocke am Handy

Katrin Viertel von medienlotse.com beantwortet Fragen rund ums Thema Erziehung und digitale Medien. Heute geht es um böse Überraschungen, die drohen, wenn Kinder und Jugendliche auf Handyabzocke hereinfallen.

Mein Sohn ist 13 Jahre alt und besitzt schon seit einigen Jahren ein Handy. Alles lief bestens, die Rechnungsbeträge überstiegen das gemeinsam vereinbarte Limit von 15 Euro pro Monat nicht. Jetzt tauchten jedoch plötzlich teure 0900er-Nummern auf der Rechnung auf. Mein Sohn beteuert, nie Klingeltöne oder Spiele bestellt zu haben. Woher kommen diese Nummern und wie können wir verhindern, dass wir so etwas wieder bezahlen müssen?

Antwort:
Lassen Sie sich zunächst dafür loben, dass Sie Ihren Sohn mit seinem Handy und den damit zusammenhängenden Fragen nicht allein lassen. Das Vereinbaren eines Kostenlimits ist auf jeden Fall eine gute Idee, ebenso wie vorab zu klären, ob das Kind einen Teil der Kosten vom Taschengeld zahlt oder ob die Eltern die Rechnung komplett übernehmen.

Auch dass Sie offenbar die monatliche Rechnung prüfen, ist vorbildlich. Je nach Alter des Kindes könnten Eltern überlegen, ob und wann sie diese Aufgabe an den eigentlichen Nutzer abgeben. Ältere Jugendliche möchten vielleicht nicht mehr jede Nummer auf dem Einzelverbindungsnachweis rechtfertigen müssen.

Handys können schnell zu Kostenfallen werden, wenn man nicht Bescheid weiß. Ihr Sohn hat das ganz richtig erkannt: Klingeltöne und Spiele sind für Kinder interessant, werden aber schnell zu teuren Abzocke-Abonnements. Wenn nun zum ersten Mal Nummern auftauchen, die Ihr Sohn nicht kennt und zu denen die Verbindung sehr teuer war, ist er wahrscheinlich das Opfer geworden von Lockanrufen, auch bekannt als Ping-Anrufe. Meist ist es dabei so, dass das Handy nur ganz kurz klingelt, so dass man es nicht schafft, zu antworten. Dann wird die Nachricht „Anruf in Abwesenheit“ angezeigt. Wer dann die Rückruftaste am Handy nutzt, ohne vorher zu prüfen, welche Nummer da anzurufen versucht hat, muss das oft teuer bezahlen. Man muss noch nicht einmal mit jemandem am anderen Ende gesprochen haben. Es genügt, dass eine Verbindung zu diesen „Mehrwertdiensten“, deren Nummern zum Beispiel mit 0900, 0137 oder 0180 beginnen, hergestellt wurde – schon wird die Gebühr von bis zu 3 Euro fällig, in Einzelfällen auch noch mehr.

Wenn Sie oder Ihr Sohn noch einmal einen solchen Lockanruf erhalten, sollten Sie die Nummer umgehend an die Bundesnetzagentur melden, damit der Anschluss gesperrt wird.

Ich empfehle, mit Ihrem Kind gemeinsam darüber nachzudenken, ob Sie diese Sonderrufnummern direkt bei Ihrem Tarifanbieter sperren lassen. Dazu genügt in der Regel Ihr Anruf beim Service des Anbieters – sogar für Prepaid-Handys.

ist promovierte Kommunikationswissenschaftlerin, arbeitete viele Jahre als Journalistin für gedruckte und Online-Medien sowie für das Fernsehen, hauptsächlich zu Medienthemen, bis sie ihre neue Berufung fand. Seitdem berät und informiert sie als Medienlotse.com (http://www.medienlotse.com) Eltern, die sich fragen: Was machen unsere Kinder mit digitalen Medien? Und wie sollen wir damit umgehen?


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