Bernd Storm (IVA): „Unser Ziel sind gut informierte Verbraucher“

Das Vertrauen in den App-Markt in Sachen Daten- und Verbraucherschutz ist in den letzten Monaten sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Doch es gibt auch eine Menge Applikationen die den Verbraucher stärken und den Konsumenten vor den Handlungsweisen der Industrie schützen wollen. Eine neue Webseite die diese Smartphone-Apps listet, heißt www.verbraucher-apps.de und ist das Ergebnis der frisch entstandenen „Initiative Verbraucher Apps“ (IVA).

Wir haben Bernd Storm, einer der Gründer der Initiative, für ein Gespräch gewinnen können und ihm einige Fragen bezüglich der IVA sowie dem Thema Verbraucherschutz gestellt.


Herr Storm, Sie sind einer der Gründer der Initiative Verbraucher Apps (IVA), die es sich zur Aufgabe macht, das Informationsungleichgewicht zwischen Verbrauchern und der Industrie zu verändern. Selber sind Sie außerdem als Geschäftsführer von Aboalarm darauf bedacht Verbrauchern bei missglückten Abonnements, nicht selten auch im Mobile-Bereich, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Was bedeutet es generell für den Verbraucherschutz, wenn diese Aufgabe von privatwirtschaftlichen Unternehmen wahrgenommen wird und nicht etwa von der Politik oder den Verbraucherschutzzentralen selbst? Gibt es da nicht einen Interessenkonflikt?

Bernd Storm (IVA)Nein, im Gegenteil. Wir sehen hier vielmehr die Möglichkeit eines sehr guten Zusammenspiels zwischen Politik, Verbraucherschutzzentralen und uns App-Anbietern. Während die Politik den rechtlichen Rahmen setzt und Verbraucherschutzzentralen eine unglaublich wertvolle Beratungs- und Informationsfunktion ausüben, bieten wir konkrete Werkzeuge an, mit denen sich Verbraucher eigenständig helfen können. Wir ergänzen also die aktuelle Verbraucherschutzlandschaft. Es wäre vermessen zu erwarten, dass der Staat und gemeinnützige Organisationen für alle relevanten Bereiche des Verbraucherschutzes Apps entwickeln und betreiben, die mehr denn je nachgefragt werden.

Durch unseren direkten Draht zum Otto-Normal-Verbraucher können wir darüber hinaus der Politik und den Verbänden wertvolle Informationen und Erfahrungen rund um Apps und dem Verbraucherschutz zurückspielen, die sonst vielleicht untergehen würden.

Inwiefern können Smartphone-Apps von Unternehmen wie Ihrem nun dem Nutzer dabei helfen, dass ihre Verbraucherrechte geschützt werden? Und wie verlässlich sind diese Apps in der Praxis?

Apps müssen verlässlich funktionieren. Schauen Sie sich die Bewertungen verbraucherfreundlicher Apps in den App Stores an und sie werden sehen, dass dies auch tatsächlich der Fall ist. Viele Nutzer sind sehr dankbar, dass wir Ihnen diese Apps zur Verfügung stellen. Sollte eine App nicht den versprochenen Mehrwert bieten, dann wird dies in der heutigen Zeit ganz schnell sehr transparent. Als Folge wird kaum ein Nutzer diese herunterladen. Die App-Revolution hat erst begonnen – wir sind aber auf dem richtigen Weg.

Technik-Kritiker behaupten oft dass Apps dieser Art den Verbraucher bequem machen und dazu führen dass diese sich nicht mehr selbst informieren. Wie stehen Sie zu dieser Meinung?

Unser Ziel sind gut informierte und mündige Verbraucher, die sich ihre Meinung bilden und eigenständige Entscheidungen treffen. Wir bieten hierzu das Rüstzeug und sehen die Apps daher als die neue Macht der Verbraucher, die die Position der Verbraucher in der Interaktion mit Unternehmen stärkt.
So können beispielweise Verbraucher direkt im Supermarkt mit wenigen Klicks, mittels der Barcoo-App prüfen, ob eine Dioxinbelastung vorliegt; mit Reposito sich über Gewährleistungsansprüche aufklären und von Aboalarm an Kündigungsfristen von Handyverträgen erinnern lassen. Mehr-Tanken schließlich navigiert den Verbraucher zum besten Benzinpreis. Diese und viele anderen nützliche Apps aktiveren den Verbraucher und fördern nicht dessen Bequemlichkeit. Sie schaffen Entscheidungsspielraum.

Ich erinnere mich noch gut an das Datenschutz-Armageddon rundum die Firma Carrier IQ, deren Applikationen den kompletten Datenverkehr inkl. Textnachrichten und Telefonnummern mitschnitt. Wie steht es um die Datensicherheit der Applikationen von den Entwicklern, die der IVA beitreten wollen? Steht die genauso im Fokus wie der Dienst den die App ausführt?

Datensicherheit ist uns sehr wichtig. Es werden nur jene Apps aufgenommen, die sparsam mit den Nutzerdaten umgehen, bei denen nichts passiert, was der Nutzer nicht weiß oder nicht möchte, die technische Sicherheitsmaßnahmen vornehmen, um die Daten der Nutzer zu schützen und die keine Malware enthalten.
D.h. im Umkehrschluss ganz konkret, dass jene Apps nicht aufgenommen werden, die Nutzerdaten speichern, welche nicht zwingend nötig sind oder die den Nutzen der App steigern. Außerdem schließen wir Apps aus die ungefragt Daten sammeln oder z.B. das Adressbuch der Nutzer auslesen ohne ihn darauf hinzuweisen. Login-Informationen bzw. sensible Daten müssen zudem geschützt gespeichert und nur über verschlüsselte Kanäle übertragen werden.

Gehört es auch zu den Aufgaben der IVA, Apps, die aus verbraucherschutzrechtlicher Sicht bedenklich sind, preiszugeben? Vielleicht sogar vor diesen zu warnen?

Unsere Initiative wurde gerade erst ins Leben gerufen und wir möchten mit der Zeit eine Vielzahl an Apps mit dabei haben, die die „die neue Macht der Verbraucher“ symbolisieren. Gemeinsam wollen wir dafür sorgen, dass Verbraucher ihr Vertrauen in den App-Markt behalten oder wieder zurückgewinnen. Zu letzterem zählt auch, dass wir vor gefährlichen Apps warnen oder sogar eine Blacklist erstellen, um die Verbraucher zu schützen.

Herr Storm, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Sehr gerne!

schreibt seit 2011 für die Netzpiloten und war von 2012 bis 2013 Projektleiter des Online-Magazins. Zur Zeit ist er Redakteur beim t3n-Magazin und war zuletzt als Silicon-Valley-Korrespondent in den USA tätig.


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