Apple vs. Samsung – Von den Dingen, die die Welt braucht…

Es war ein Paukenschlag Freitagnacht. Das kalifornische Gericht hat Apple Recht gegeben und Samsung dastehen lassen wie einen Idioten. Gewohnheiten und Vorgehensweisen, die lange vor Apples iPhone in Gebrauch waren, sind nun quasi zu Erfindungen und Ideen von Steve Jobs und Konsorten mutiert. Das Patentrecht hat einmal mehr gezeigt, dass nicht jeder gleich ist vor Gericht. Oder ist es doch so? Steve Jobs hat viel gelernt von Bill Gates: Man muss nicht der Erste sein, der etwas erfindet und umsetzt, man muss nur der Erste sein, anderen vorzuwerfen etwas kopiert zu haben.

Wie im Kindergarten auch bekommen immer diejenigen, die am lautesten schreien die meiste Aufmerksamkeit. Deshalb blasen Frauen ihre Brüste auf, nehmen Männer Steroide und drücken ihre Bizeps nach außen, wenn sie lässig im T-Shirt rumstehen. Der Markt ist das Gegenteil von Zivilisation. Er ist einfach das Fortsetzen ältester Instinkte. Deswegen haben auch Neurowissenschaftler und Marketeers so enge Verbindungen. Der Neandertaler in Dir steuert Dich bei Deiner Partnerwahl, sei es der Partner/die Partnerin fürs Leben oder fürs Telefonieren.

Marshall McLuhan hatte nicht Recht, Medien und Technologien sind nicht Erweiterungen von uns selbst. Das Selbst ist ja die Erfindung der Grenze zwischen Innen- und Außenwelt. Instinkte sind jedoch klar zuzuordnen – und zwar nicht zu einem individuell gesetzten Lebensentwurf als Grenzwesen. Insofern sind die Dinge aus der Technologiewelt Artefakte, die uns mit unserem unhintergehbaren Erbe aus der Evolution konfrontieren. Wir wiederholen seit Jahrmillionen dieselben Programme und Abläufe und haben es geschafft, in der Technologie etwas anzubeten, was wir Zukunft nennen, uns aber auf der zivilisatorischen Stelle gehen lässt. Das ist also keine Entwicklung des Zusammenlebens weg aus der Stammesgeschichte zu etwas Neuem. Man könnte den Eindruck haben, dass mit der Hochtechnologie die Evolution des Menschen zum Stillstand kommt, weil Entwicklung simuliert wird. Man müsste die These von McLuhan erweitern: Medien und Technologien sind neue Gestalten derselben uralten Informationen, da wird nix erweitert: das ewig Gleiche ohne substanzielle Neuerung.

Das ist dann der tiefere Sinn in den nun geschütztene runden Ecken von Apple: Es geht nur noch um die Tiefe der Oberfläche. Keiner vermutet mehr ernsthaft irgendetwas Substanzielles dahinter, weil alle spüren, dass es dasselbe Programm ist, das schon vor Tausenden Jahren in Stein gemeißelt wurde: Beachte mich, weil ich Dir eine gute Projektionsfläche für Deine Wünsche liefere. Aber diese Wünsche sind so alt wie der Stein, der noch Jahrmillionen nach Dir an derselbe Stelle liegen wird, wo Du ihn beim Letzten Spaziergang liegen gelassen hast.

Genau genommen haben sich Apple und Samsung darum gestritten, wer das rote Förmchen mit nach hause nehmen darf, obwohl beide genau wissen, dass es schon im Sandkasten lag, als beide das erste Mal im Sand spielten…

OK. Es sollte versöhnlicher klingen oder gar konstruktiv? Tim Berners-Lee kann das besser: „In manchen Ländern ist die Regierung das Problem, in manchen sind es Unternehmen, in manchen das Rechtssystem. ?Schaut weiter hin, was sie tun. Das ist wichtig für die Freiheit im Internet und sehr wichtig für Kreativität. Ich hoffe, jeder hier setzt sich für ein freies Internet ein.“

Hugh. Hoffen wir, dass sein Appell nicht in den ewigen Jagdgründen der Alpha-Indianer ungehört verhallt…

  ist seit 1999 als Freier Autor und Freier Journalist tätig für nationale und internationale Zeitungen und Magazine, Online-Publikationen sowie Radio- und TV-Sender. (Redaktionsleiter Netzpiloten.de von 2009 bis 2012)


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1 comment

  1. Tim Berners-Lee kann da wohl wenig tun, außer an die Nutzer alias alterntivlosen Konsumenten zu appelieren. Toll wären Alternativen. Aber wer kauft schon coole Ideen wie Bada-Phones. Leider bekommen sie noch immer den Schrott, denn sie verdienen und nicht das was sie brauchen, weil sie glauben, dass sie mit dem Konsum IHREM eigenen Willen folgen.
    Hüstel.

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