Amazon Underground: Teure Android-Apps gratis downloaden – zum Preis privater Daten

Hochwertige Apps, die regulär Geld kosten, stattdessen gratis herunterladen und nutzen. Dabei kann es sich ja nur um illegale Machenschaften handeln, oder? Falsch! Was viele nicht wissen: Amazon bietet seit 2015 mit seinem Dienst „Underground“ einen alternativen App-Store für Android-Geräte und Fire-Tablets an, bei dem es kostenpflichtige Apps für lau gibt. Sogar die In-App-Käufe gehen aufs Haus! Das Angebot wird attraktiver. Und wer jetzt erst auf den Dienst aufmerksam wird, fragt sich vielleicht, ob das ein okayer Deal ist. Ich habe mir das mal genauer angesehen und verrate euch, warum der tatsächliche Preis am Ende höher sein kann, als die Apps wert sind.

So funktioniert Amazon Underground

Viele Android-Nutzer laden sich ihre Apps aus einer Standard-Quelle: dem Google Play Store. Dort ist das Angebot von Amazon Underground aber nicht zu finden. Stattdessen müsst ihr einen separaten Store-Zugang installieren, indem ihr die entsprechende App auf der Seite von Amazon Underground herunterladet. Mit der normalen Shopping-App von Amazon hat diese nichts zu tun. In diesem alternativen Download-Store sind diverse Apps verfügbar, die ihr auch bei Google Play findet.

Image by Amazon
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Während viele Programme jedoch im Shop von Google Geld kosten, bietet Amazon eine Auswahl davon in seinem eigenen Shop vollkommen kostenlos an. Über 800 Apps stehen bei Amazon Underground zum Download bereit. Dabei sind nicht alle normalerweise kostenpflichtig. Welche Apps ihr ohne Underground-Shop nicht kostenfrei bekommen würdet, sehr ihr am kleinen Zusatz „Actually Free“ auf dem App-Icon.

Die Gegenleistung: Ihr „bezahlt“ mit euren privaten Nutzerdaten

Amazon macht aber kein Geschenk, sondern verfolgt ein neues Geschäftsmodell. Das Unternehmen möchte von euch eine Gegenleistung. Jeder, der sich nämlich über den Underground-App-Store etwas herunterlädt, gibt sein App-Nutzungsverhalten preis. Diese Daten kann Amazon dann an Konzerne und Unternehmen verkaufen, damit beispielsweise „Werbung nach Maß“ zugeschnitten werden kann. Ob Amazon das tatsächlich macht, ist allerdings vollkommen unklar, da das Versandhaus sich dazu bisher noch nicht geäußert hat.

Fest steht, dass die Entwickler der normalerweise kostenpflichtigen Apps bei der ganzen Sache nicht leer ausgehen. Das System ist dabei recht einfach: Über die App wird die Nutzungsdauer verfolgt, und im Anschluss minutengenau abgerechnet. Für jede Minute Nutzungszeit vergütet Amazon den angemeldeten Entwickler mit einem Zehntel Cent. Je mehr Android-Nutzer die Anwendung installieren, und je länger sie in Benutzung ist, desto höher ist also der ausgeschüttete Betrag. Es liegt also an euch, ob ihr Spielwährung für euer Lieblingsgame oder das Abo von Flirt-Apps für wertvoller haltet als eure Privatsphäre.

Zum Teil sehr hochwertige App-Auswahl

Screenshot by Aspyr Media
Screenshot by Aspyr Media

Habt ihr euch für die kostenlosen Apps statt eurer Privatsphäre entschieden, könnt ihr euch bei einem zum Teil exquisiten App-Buffet bedienen. Wirklich coole Spiele wie Lara Croft Go, Sonic Dash 2, Hitman Go oder Kniffel (ich liebe Kniffel!) könnt ihr zocken, was das Zeug hält. Star-Wars-Fans freuen sich, dass die Spiel-App „Knights Of The Old Republic“ im Underground-Store ebenfalls frei verfügbar ist. Bei Google Play werden für die App derzeit rund elf Euro fällig.

Die wohl beste und bekannteste App aus dem Underground-Store ist Navigon Europe. Normalerweise würde die App mit 140 Euro zu Buche schlagen. Bei Amazon Underground ist sie kostenfrei erhältlich. Außerdem können Karten für 45 europäische Länder (natürlich kostenlos) heruntergeladen werden.

Ebenfalls attraktiv ist die Tatsache, dass selbst In-App-Käufe für lau sind. So „schenkt“ Amazon beispielsweise Nutzern der App Lovoo die VIP-Mitgliedschaft im Wert von 12 Euro – und das jeden Monat.

So installiert ihr Amazon Underground

Auf dem Android-Smartphone muss vorerst das Installieren aus unbekannten Quellen erlaubt werden. Die Einstellung findet ihr unter „Einstellungen“, „Sicherheit“ bzw. „Anwendungen“. Bei „Unbekannte Quellen“ setzt ihr den Haken und bestätigen die Auswahl.

Um die APK zu installieren, muss mit dem Smartphone dieser Amazon-Link geöffnet werden, die Datei „Amazon_App.apk“ sollte dann automatisch downloaden. Danach einfach unter „Eigene Dateien“ bzw. im Ordner Downloads die Datei antippen und der Installationsanleitung folgen. Danach kann die Underground-App gestartet werden.

Image by Amazon
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Aus Sicherheitsgründen solltet ihr danach das Installieren von unbekannten Quellen wieder deaktivieren. APKs können immer ein gewisses Risiko bedeuten, da sie am offiziellen Google Play Store „vorbei installiert“ werden. Somit könnt ihr euch aus unbekannten Quellen Viren und Malware auf euer Gerät ziehen. Vorsicht ist hier immer geboten.

Fazit – Hoher Preis für günstige Apps

Das Traurige an der ganzen Sache ist, dass so viele Leute richtig scharf auf kostenlosen Shit sind, und damit ihre Privatsphäre verkaufen. Ich persönlich bin kein Freund davon, und kann nur jedem davon abraten, sich den Underground-Store zu installieren. Der Preis ist letztendlich doch viel höher, als wenn man ein paar Euro für eine App ausgibt, die man dann sein Leben lang benutzen kann, ohne dabei getrackt zu werden.

Diejenigen, die auf Datenschutz und Privatsphäre nicht so einen großen Wert legen, werden im Amazon-Underground-Store richtig aufgehen. Das Konsum-Herz wird dort seine wahre Freude haben.


Images & Screenshots by Berti Kolbow-Lehradt, Amazon, Aspyr Media


Dieser Text erschien zuerst auf unserer Schwesterseite Androidpiloten.


ist Technikjournalistin und leidenschaftlicher Fan von Marktneuheiten. Neben Mobilfunk und Smartphones hegt sie eine innige Beziehungen zu Datenschutz und Cyber Security. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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