Algorithmen verändern das Geschäft

Als Googles Algorithmus AlphaGO den südkoreanischen Go-Großmeister Lee Se-dol mit 4:1 geschlagen hat, war das ein bedeutungsvolles Ereignis in der Welt der Algorithmen und der künstlichen Intelligenz. Dies beruht darauf, dass es eine neue Art der künstlichen Intelligenz darstellt, nämlich die intuitive künstliche Intelligenz, etwas, das sehr viel herausfordernder ist als die normale künstliche Intelligenz.

Dieser Bruch, der dank der Algorithmen stattfindet, passiert überall um uns herum. Uber, das größte Taxiunternehmen der Welt, besitzt keine eigenen Taxen, verwendet aber smarte Algorithmen, um Fahrer und Passagiere miteinander zu verbinden. WhatsApp, das größte Telekommunikationsunternehmen der Welt, hat keine Telekommunikationsinfrastruktur, verschickt jedoch mehr als 35 Milliarden Nachrichten pro Tag. Und schließlich besitzt Alibaba, die zweitwertvollste Vertriebsstelle der Welt, keine Lagerbestände, sondern verwendet Algorithmen, um anderen beim Produktverkauf zu helfen.

Firmen wie Uber, WhatsApp und Alibaba zeigen klar und deutlich, dass smarte Algorithmen ganze Industrien durcheinander bringen können. Aber wir sind erst am Anfang dieser Zerrüttung angekommen und im kommenden Jahrzehnt werden wahrscheinlich alle Branchen wegen der Algorithmen noch mehr durchgewirbelt werden. Gartner nennt diesen Trend “Algorithmisches Geschäft”. Die Art, wie wir Geschäfte machen, wird sich grundlegend verändern.

Von Daten zu Algorithmen

Mit dem technischen Fortschritt generieren Firmen und Konsumenten immer mehr Daten. Manche Organisationen, wie beispielsweiseWalmart, erzeugen und speichern Dutzende von Petabyte an Daten pro Tag. Jedoch ist das Sammeln und  Speichern von gewaltigen Datenmengen nicht ausreichend, um einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen. Um sich im Wettbewerb durchzusetzen, müssen Organisationen mehr tun, als die Daten einfach zu analysieren. Es geht darum, welche Maßnahmen aus den Daten abgeleitet werden können, um zusätzliche Werte zu schaffen. Also: Nehmen wie die Algorithmen mit dazu.

Algorithmen definieren Aktionen und sind Softwareteile, die extrem gut bei speziellen Abläufen sind, jedenfalls viel besser als Menschen es sein könnten. Dies hat zur Folge, dass, je mehr Algorithmen in Firmen verwendet werden, desto mehr Leute in Zukunft ihren Job verlieren. Tatsächlicht hatte im Jahr 2013 eine Studie der Oxford Universität und Deloitte geschätzt, dass alleine in Großbritannien mehr als 35 Prozent der gegenwärtigen Stellen von der Digitalisierung bedroht werden.

Und es handelt sich nicht nur um Großbritannien. Dieselbe Studie hat geschätzt, dass aufgrund des Algorithmus-Geschäfts innerhalb von einem oder zwei Jahrzehnten fast 47 Prozent aller US-Stellen wegfallen könnten. Eine Gesellschaft, in der fast die Hälfte der berufstätigen Bevölkerung arbeitslos ist, klingt beängstigend, aber wenn wir uns jetzt schon darauf vorbereiten, kann es großartige Möglichkeiten eröffnen, unsere Gesellschaften zu verbessern.

Von Jahresberichten bis hin zu Ihrem Abendessen: alles kann automatisiert werden

Die zunehmende Nutzung von Algorithmen findet in atemberaubender Geschwindigkeit statt. Organisationen wie Associated Press nutzen bereits Algorithmen, um Jahresberichte in einer Frequenz von 2000 Berichten pro Minute zu erstellen. Natürlich handelt es sich dabei nicht um tiefgehende, preisgekrönte Artikel, sondern um firmenbezogene Artikel wie Quartalsumsätze, die die Aktienmarktperformance sowie Unternehmensgewinne einschließen. Und trotzdem handelt es sich hierbei um Artikel, die von Menschen geschrieben wurden. Heißt das, dass die mechanischen Journalisten die echten Journalisten aus Fleisch und Blut aus dem Geschäft drängen? Nein, zumindest noch nicht, obwohl die Entwicklung einer künstlichen Intelligenz, die in der Lage ist, einen lesbaren Roman zu verfassen, sich in einem raschen Tempo fortschreitet.

Ein weiteres Beispiel in der Finanzwelt ist die Wagniskapitalgesellschaft Deep Knowledge Ventures. Im Jahr 2014 hat dieser in Hong Kong ansässige Wagniskapitalfonds einen Algorithmus in den Vorstand gewählt, der ein Stimmrecht dafür hat, ob ein Investment in ein bestimmtes Unternehmen getätigt wird oder nicht. Dieser Wagniskapitalfonds ist auf Biowissenschaften und Projekte zu altersbedingten Krankheiten fokussiert und der Algorithmus, VITAL genannt, analysiert Daten aus verschiedenen Quellen, unter anderem klinische Studien, finanzielle Details, vorherige Finanzierungsrunden, gewerbliche Schutz- und Urheberrechte und anderen Quellen. Obwohl der Algorithmus noch nicht den Wagniskapitalfonds an sich leitet, ist es ein riesiger Schritt nach vorne, wie Wagniskapitalgesellschaften an Investments herangehen.

Ein dritter disruptiver Algorithmus ist Chef Watson, IBMs Supercomputer, der als persönlicher Koch agiert. Der Algorithmus, der auf umfassender Forschung aufbaut und IBM Watsons Supercomputer verwendet, ist in der Lage, einzigartige Rezepte zu entwickeln, die auf allen Zutaten auf der Welt, Lebensmittelchemie, menschlichen Geschmackspräferenzen und Tausenden von Rezepten von Bon Appetit basieren. Die Nutzer können einfach mehrere Zutaten eingeben und Chef Watson denkt sich eine große Auswahl an Rezepten aus, die von experimenteller bis hin zu traditioneller Küche reichen.

Wie Sie Algorithmen wirksam in Ihrem Unternehmen einsetzen können

Natürlich bleibt noch die Frage offen, wie Sie Algorithmen dafür verwenden können, einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen und sicherzustellen, dass Ihr Unternehmen nicht überflüssig wird.

Es gibt fünf Schritte, die Sie befolgen können, um Ihr Geschäft zu automatisieren:

  1. Ermitteln Sie, welche Prozesse in Ihrem Unternehmen automatisiert werden können und denken Sie dabei unkonventionell. Wer hätte gedacht, dass die Jahresberichtserstellung automatisiert werden könnte?

  2. Sammeln und speichern Sie Daten. Algorithmen benötigen eine große Menge davon, um valide Entscheidungen zu treffen. Finden Sie relevante Datenquellen, die Sie verwenden können und sorgen Sie für ein smartes Business-Umfeld, indem Sie das Internet der Dinge anwenden, um neue Datenquellen abzuklopfen.

  3. Stellen Sie sicher, dass Sie qualitativ hochwertige Daten sammeln, da Sie nur schwache Ergebnisse erzielen, wenn Sie Ihre Algorithmen mit minderwertigen Daten füttern.

  4. Entwickeln Sie Ihre Algorithmen und testen, wiederholen, trainieren, validieren und verbessern Sie sie kontinuierlich, um bessere Algorithmen zu programmieren, die den Wert Ihres Unternehmens steigern können.

  5. Wiederholen Sie die ersten vier Schritte, um Schritt für Schritt immer mehr Prozesse in Ihrem Unternehmen zu automatisieren.

Der Schritt in Richtung Algorithmen erfolgt schnell, viel schneller als wir es erwarten, geschweige denn, dass politische Entscheidungsträger mithalten können. Es ist daher wichtig für uns, dass wir uns dessen bewusst sind, wie Algorithmen die Art verändern werden, wie wir Geschäfte machen, wie wir leben und wie unsere Gesellschaften funktioniert, denn ehe wir uns versehen, haben Algorithmen die ganze Welt übernommen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf “The Conversation” unter CC BY-ND 4.0. Übersetzung mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.


Image (adapted) “Mathematics *Explore April 24, 2013 #4* (at one time)” by Tom Brown (CC BY 2.0)


The Conversation

ist Gründer von Datafloq, Unternehmer, ein sehr begehrter, internationaler Redner und ein Big-Data-Stratege. Zudem ist er Doktorand in „Big Data und Strategische Innovation“ an der technischen Universität in Sydney.


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