Experten-Meinung zum Oops!-Award: Ralph-B. Pfister

PfisterZum diesjährigen Oops!-Award bezieht ein weiterer Experte aus den Medien Stellung, Ralph-Bernhard Pfister, Redakteur Digital/New Media bei W&V/Kontakter:

Was ist Ihrer Meinung nach der größte Fauxpas im Social Web 2011 und warum?

Einen ganz so klaren Favoriten wie im letzten Jahr sehe ich diesmal nicht. Auf jeden Fall verdient hätte den Oops! Award 2011 aber Henkel für den Pril-Design-Wettbewerb. Nicht etwa, weil es so viel schlimmer gewesen wäre als etwa Jung von Matts Tramp a Benz. Sondern deshalb, weil Henkel bei der Aktion einen klassischen Fehler nach dem anderen begangen hat – ein Lehrbuchbeispiel also, wie eine Marke nicht vorgehen sollte.

Das beginnt schon mit dem Konzept: Einer Marke muss klar sein, dass Nutzer keine crowdgesourcte Design-Abteilung sind, die nur unternehmenskonforme Vorschläge unterbreiten. Natürlich werden da bunte, witzige, abseitige und auch bizarre Vorschläge eintrudeln. Das muss mir klar, darauf muss ich eingestellt sein. Entweder gilt es dann, von vornherein klare Bedingungen zu formulieren – oder man produziert eben eine Palette im Hähnchen-Design. Was soll’s. Stattdessen dann hektisch in einen laufenden Prozess einzugreifen war der nächste Fehler. Gefolgt davon, dass weder die Eingriffe noch die anschließende Kommentare-Löschung ausreichend transparent und verständlich kommuniziert wurden. Da muss sich die Community verschaukelt vorkommen – was ziemlich genau das Gegenteil dessen bewirkt, worauf das Unternehmen abzielt.
Vom blauäugigen Konzept über das hektische Herumschrauben bis zum falsch geführten Aufklärungsdialog – ein Fehler nach dem anderen und alle vermeidbar. 2011 darf man den Anspruch haben, dass Marken es besser wissen.

Dieses Jahr sind auffallend viele große Unternehmen unter den Nominierten. Wie ist Ihre Erfahrung: Haben die Großkonzerne im vergangenen Jahr keine nennenswerten Fortschritte im Umgang mit dem Web 2.0 gemacht?

Der Wissensstand in Sachen Social Media lässt sich schlecht über einen Kamm scheren – manche sind sehr weit, andere stecken gerade mal den Zeh in die ihnen unbekannten Gewässer. Was gerade Großkonzerne aber im Social Web behindern kann, sind die aus ihrer Größe folgenden Strukturen. Social Media erfordert Mitarbeiter, die bei Bedarf schnell reagieren können und dürfen. Das geben die Entscheidungshierarchien und –Prozesse in vielen Unternehmen nicht her. Der kulturelle Umbruch ist etwas, mit dem sich gerade die großen Marken schwer tun.

Es kann noch immer abgestimmt werden unter diesem Link

ist PR Managerin bei cocodibu, wo sie hauptsächlich Kunden aus dem Online-Bereich, u.a. die Netzpiloten, berät. Privat ist die Wahl-Münchnerin ein großer Fan von stundenlangem Internetsurfen und Skifahren. Außerdem schreibt sie für das Pop-Feuilleton philibuster.de.


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