Interview: Michelle Thorne, Creative Commons

Im Netzpiloten-Interview erklärt Michelle Thorne von Creative Commons International, warum Lizenzen vom Typ „einige Rechte vorbehalten“ so wichtig sind und warum es sich auch für Urheber lohnt, über Lizenzen nachzudenken.

Ich bin Michelle Thorne und arbeite bei Creative Commons International, dem Creative Commons Ableger für internationale Portierungen.

Frage: Was macht Creative Commons?

Das ist eine US Non-Profit Gesellschaft, die darauf hinarbeitet, alternative Urheberrechtslizenzen bereitzustellen. Bisher ist die übliche Copyrightlizenz das Konzept „Alle Rechte vorbehalten“. Das andere Ende des Spektrums ist lizenzfrei, die sogenannte Public Domain. Creative Commons will einen Weg anbieten, sich zwischen diesen beiden Extremen zu bewegen und es Urhebern und Nutzern zu ermöglichen, genau zu entscheiden, wie ihre kreativen Werke benutzt und lizensiert werden. Deshalb bieten wir Lizenzen vom Typ „Einige Rechte vorbehalten“ an.

Warum braucht die Welt Creative Commons?

Es gibt einen internen Konflikt zwischen dem ursprünglichen, traditionellen Sinn von Urheberrecht und unserem digitalen Zeitalter, in dem das Kopieren selbst Kern der Internetkommunikation und aller Medienkommunikation ist. Wir müssen überdenken, was es bedeutet, kreative Werke zu nutzen, auf sie zu verlinken, sie zu bearbeiten und zu teilen. Deshalb denke ich, es ist sehr wichtig, dass die Menschen sich der Gesetze bewusst sind und was die Alternativen zu diesen Gesetzen sind.

Es ist ein sicherer und legaler Weg, der Öffentlichkeit genau zu sagen, wie deine Werke weiterverwendet werden sollen.

Wie kann man seine Arbeit unter eine Creative Commons-Lizenz stellen?

Der beste Weg ist, auf CreativeCommons.org zu gehen, oben in der Ecke gibt es einen Knopf „Lizenz“. Wenn man den anklickt wird man zu einer schönen Maske weitergeleitet, in der man die Sprache einstellen kann, die man bevorzugt. Man wird gefragt, was für Rechte man gerne anwenden möchte: Ob man die Weiterbearbeitung der Werke erlauben möchte, ob man kommerzielle Nutzung erlauben möchte. Man klickt einfach die entsprechenden Blöcke an und es wird eine Lizenz generiert, die den festgelegten Bedingungen und der jeweiligen Rechtsprechung entspricht. Das ist sehr wichtig, weil die Lizenzen auf nationales Recht zugeschnitten sind. Weil Urheberrecht grundlegend auf nationalem Recht basiert, ist es wichtig, dass es zu den Bedingungen des jeweiligen Landes passt.

Woran arbeiten die Menschen bei Creative Commons?

Das letzte großen Projekte war, dass wir Version 3.0 rausgebracht haben. Zuerst als nicht-portierte Lizenz, das heißt sie wurde nicht auf nationales Recht angepasst, und jetzt haben mittlerweile fast alle Länder eine Version 3.0. Das ist ein großer Schritt, weil diese neue Version sich auf einige Schwierigkeiten mit moralischen Rechten konzentriert, was ein großes Thema ist beim Europäisches Recht und anderen Rechtsprechungen außerhalb des amerikanischen Gewohnheitsrechts.

Zudem werden Verwertungsgesellschaften in Zukunft eine große Rolle spielen. Es gibt ein Pilotprogramm mit den Niederlanden und der Verwertungsgesellschaft Buma/Stemra, bei dem Musiker, die mit einer Verwertungsgesellschaft arbeiten, Creative Commons Lizenzen innerhalb der Niederlande nutzen können.

Warum sollte jemand eine Creative Commons Lizenz wählen?

Ein wichtiger Punkt ist, dass es der Community und einem größeren Publikum signalisiert, dass man sie dazu einlädt, die eigenen Werke zu verwenden, sie anzusehen, sich damit zu beschäftigen. Es inspiriert mehr Menschen dazu, sich zu engagieren. Im Endeffekt denke ich, dass es einen sehr positiven EFfekt hat, das hat sich immer wieder gezeigt. [Science Fiction Autor] Cory Doctorow zum Beispiel hat sein Buch unter online einer Creative Commons Lizenz veröffentlicht während es gleichzeitig in Druck ging. Beide Versionen wurden am gleichen Tag veröffentlicht und es ist wahrscheinlich, dass die Verkaufszahlen seines gedruckten Buchs sich durch die Onlineverbreitung sogar gestiegen sind.

war Netzpiloten-Projektleiter von 2007-2010. Heute hilft er als freier Berater Unternehmen, ihre Strategien erfolgreich ins Netz zu übertragen. Über Social Media und digitale Kultur schreibt und twittert Peter auch privat unter TheWavingCat.com. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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